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Was soll ich glauben? Auf doppelte Botschaften reagieren

Das Kommunikationsphänomen "double bind" ist durch die systemische Therapie bekannt geworden. Es handelt sich dabei um eine spezifische Kommunikations- und Beziehungssituation, die eine unausweichlich paradoxe Wirkung hat. Beim "double bind" wird man mit einer Mitteilung bzw. Aufforderung konfrontiert, die aus sich gegenseitig ausschließenden Bestandteilen besteht. Man fühlt sich "doppelt gebunden" bzw. in eine Zwickmühle gebracht. Entsprechend schwer fällt es darauf zu reagieren.

Im ganz alltäglichen Umgang sind wir häufig mit solchen doppelten Botschaften konfrontiert, die unsere Wahrnehmung irritieren und die eine Stellungnahme erschweren, besonders dann, wenn man in einem Abhängigkeitsverhältnis zueinander steht. "Ich könnte jetzt dringend Hilfe von dir gebrauchen, aber ich will auf keinen Fall deine Kräfte beanspruchen!" oder "Verbessern sie die Situation, aber verändern sie nichts!" sind typische Beispiele. Schnell ist die Zwickmühle eröffnet: Wenn ich das eine erfülle, verstoße ich gegen das andere und umgekehrt. Zu Recht entsteht der Eindruck, es nur falsch machen zu können.

Um einen "double bind" handelt es sich auch, wenn die sprachlichen und nichtsprachlichen Signale einer Botschaft nicht zusammenpassen. In der Kommunikationswissenschaft spricht man dann von einer inkongruenten Nachricht. Z.B. sagen mir die Worte meines Gegenübers, dass er ruhig und entspannt auf ein Testergebnis wartet, seine Stimmlage und seine Körperspannung aber signalisieren mir eher verspannte Angst. Soll ich nun dieses oder jenes glauben, auf das eine oder andere reagieren? Was ist die zutreffende Botschaft oder stimmen beide?

Doppelaussagen beherrschen auch gerne das Feld, wenn es darum geht, trotz schlechter Nachricht die Haltung zu bewahren. Z.B. wird jemand im Personalgespräch über den Klee für sein besonderes Engagement und seine Kompetanz gelobt. Gleichzeitig wird ihm aber mitgeteilt, dass seine laufende interne Bewerbung leider nicht berücksichtigt werden kann. 

Wenn Menschen über einen längeren Zeitraum diesem Kommunikationsmuster ausgesetzt sind, können sie dadurch psychischen Schaden erleiden. Kinder kommen dabei in besonders starke innere Konflikt, weil sie von ihren Eltern abhängig sind und die Zuwendung nicht durch "falsches Verhalten" verlieren wollen.

Um ein "double bind" erkennen zu können, ist es hilfreich auf die eigenen Gefühle zu achten. Verwirrung ist oft ein Hinweis auf ein "double bind". In diesen Situationen ist es von besonderer Wichtigkeit selbst klare Aussagen zu machen und klare Beziehungsangebote zu setzen, anstatt das Verwirrspiel der doppelten Botschaft mitzuspielen. Vermeintliche Doppeldeutigkeiten sollten nicht einfach hingenommen werden, sondern benannt und geklärt werden. Und es sollte mit Benennung und Klärungsversuch nicht zu lange gewartet werden, da durch unaufgelöste "double binds" schnell Frust und Ärger aufgebaut und die Beziehung belastet wird.