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Stressbewältigung durch Selbsterkenntnis fördern

Menschen reagieren nicht nur mit unterschiedlichen körperlichen Reaktionsmustern auf Stress, sondern auch die psychischen Bewältigungsstrategien sind verschieden. Hilfreich bei der Bewältigung von stressauslösenden Situationen ist es, die eigenen Reaktionsmuster und deren Licht- bzw. Schattenseiten gut zu kennen. Die erste Reaktion auf Stress-Situationen ist zwar unwillkürlich, alles Weitere ist jedoch sehr wohl beeinflussbar.

Foto: pixelio.de

In einer ersten sehr schnellen Lageeinschätzung entscheiden wir uns, ob wir eine Situation neutral, positiv oder stressgeladen empfinden. Als Stress-Situationen werden solche erlebt, die Schaden/Verlust, Bedrohung und/oder Herausforderung beinhalten:

  • Schaden/Verlust meint bereits eingetretene Ereignisse, die sehr unterschiedlicher Natur sein können, wie z.B. die Beschädigung von Beziehungen, die Beschädigung des eigenen Ansehens ("Blamage"), materielle Einbußen, die Folgen von Unfällen oder Krankheiten usw..
  • Bedrohung bedeutet den Eindruck vor Anforderungen gestellt zu sein, zu deren zufriedenstellender Bewältigung die eigenen Ressourcen, jedenfalls  ohne schwerwiegende Opfer, nicht ausreichen.
  • Herausforderung meint die Einschätzung vor eine Anforderung gestellt zu sein, die mich an den Rand meiner Möglichkeiten bringt, jedoch durch Kompetenzerweiterung und Ressourcenmobilisierung vermutlich lösbar ist.

 

Grundsätzlich lassen sich zwei Ebenen der Stress- bzw. Situationsbewältigung, in der Fachsprache als Coping bezeichnet, unterscheiden:

  • emotionsorientiertes Coping (Gefühlsebene)
  • problemorientiertes Coping (Handlungsebene)

 

Emotionsorientiertes Coping kann z.B. Umdeutung der gesamten Situation ("kein Misserfolg, sondern Lernerfahrung"), Abwertung der bedrohten Ziele ("Saure-Trauben-Taktik") oder Verleugnung ("alles halb so schlimm") bedeuten. Es dient dazu unangenehm empfundene Gefühlslagen abzuschwächen oder abzukürzen.  

Problemorientiertes Coping wird in der Regel aus irgendeiner Form des Sich-Behauptens bestehen, also aus einer Handlung von der man sich erhofft die Situation wieder unter Kontrolle zu bekommen.

Die für die eigene Stressbewältigung entscheidende Frage ist, zu welchen Copingstrategien neige ich generell und welche Licht- und Schattenseiten haben diese?! Eine typische Kombination ist die Verleugnung auf der Gefühlsebene und das Laufenlassen auf der Handlungsebene. Eine andere Kombination ist die Übermotivation auf der Gefühlsebene und unklares Agieren auf der Handlungsebene. Durch genaue Selbstbeobachtung kann ich erforschen, welche Kombination von Copingstrategien für mich typisch ist. Dann kann ich diese auf ihre Stärken und ihre Schwächen hinterfragen. Z.B. verhilft mir die Verleugnung dazu eine gewisse Lockerheit zu bewahren, es besteht allerdings die Gefahr der weiteren Zuspitzung der stressauslösenden Situation, was wiederum zur Folge hat, dass die wirkliche Bewältigung immer schwieriger wird.

Wenn ich um die Stärken und Schwächen meiner unwillkürlichen Reaktion auf Stress weiß, kann ich im Weiteren bewusst versuchen, die Stärken zu nutzen und die Schwächen auszugleichen. Jemand, der mit Übermotivation reagiert kann sich sagen: "Ok ich habe signalisiert, dass ich darum kämpfen werde die Situation zu meistern. Jetzt muss ich mich aber zunächst einmal beruhigen und mir sorgsam überlegen, was ich konkret machen werde!"