Selbstbild als Falle
Wir alle haben ein Bild davon, wer wir sind, wodurch wir uns von anderen Menschen unterscheiden, wer wir nicht sein wollen und wer wir gerne sein möchten. Dieses Bild ist tief in uns verankert, gibt uns Orientierung und Halt und bestimmt unser Handeln. Gleichzeitig ist das Festhalten an diesem Bild immer schon mit der Angst vor dem Abweichen bzw. Nicherfüllen verbunden. Insofern haben uns solche Selbstbilder fest im Griff, sie beschränken unsere Wahrnehmung und treiben uns vor sich her. Infolge dessen fühlen wir uns entfremdet und erschöpft. Der unermüdliche Hinweis spiritueller Meister auf das Lolassen zielt u.a. darauf ab, die mit unseren Selbstbildern einhergehenen Fixierungen ausser Kraft zu setzen. Dadurch eröffnen sich neue Perspektiven und Möglichkeiten.
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Unsere Selbstbilder sind meist durchdrungen von Ansprüchen, die wir im Laufe unseres Lebens verinnerlicht haben. Diese Ansprüche bzw. Ziele setzen uns unter ständigen Druck. Ein innerer Zensor überwacht uns und schlägt Alarm, wenn wir von unseren Zielen abweichen. Die Ziele werden dabei immer weniger hinterfragt und verlieren ihre visionäre Kraft. Unsere Selbstbilder beginnen zu erstarren und machen uns immer unfreier. Die entscheidende Frage lautet dann nicht mehr, was wir an uns noch verbessern könnten, sondern, wie wir aus dieser Falle wieder heraus kommen!?
Es geht hier um einen sehr grundsätzlichen Befreiungsakt, darum, die Brille dessen, wie wir gerne sein möchten, abzunehmen und uns der Gegenwart zu öffnen. Wir müssen uns lossagen von der ruhelosen Unersättlichkeit, welche auf Künftiges und zu Erreichendes zielt und uns sagt: "Es ist nocht nicht so, wie es sein sollte!" Das akzeptierende Sich-öffenen für die Gegenwart befreit uns aus diesem Mechanismus. Hiefür braucht es allerdings Vertrauen darauf, dass uns die bloße Gegenwart trägt und leitet. "Trägt" indem wir uns aufgefangen fühlen, auch und grade in kritischen und belastenden Situationen; "leitet" indem wir erkennen, dass uns aus der Eigenentfaltung der Wirklichkeit ein Weg gewiesen wird. Wann immer uns dieses Eintauchen in die bloße Gegenwart gelingt, dürfen wir erfahren, dass Tun und Lassen ineiander aufgehen können.